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1030 - Optimierung der Sepsis-Therapie

Patientenindividuelle digitale Präzisionsdiagnostik

Foto: Onetrick, Adobe Stock

Das Projekt DigiSep entwickelt und erprobt ein digitales Diagnostik- verfahren, das mithilfe modernster Sequenzierungstechnologien Erreger bei Sepsis zuverlässig identifiziert. Ziel ist eine schnellere, gezieltere Therapie und eine bessere Versorgung Betroffener. An der Schnittstelle von Forschung, Klinik und digitaler Innovation entsteht ein praxisnahes Diagnostikmodell mit gesundheitsökonomischem Fokus.

Bei einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion mit z. B. Bakterien oder Viren so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder gar ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erleiden jährlich bis zu 300.000 Menschen eine Sepsis, von denen mehr als 70.000 versterben. Für eine erfolgreiche Therapie ist es entscheidend, den jeweiligen Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren. Mit den bisher üblichen Methoden gelingt dieser Nachweis allerdings häufig nicht. 

Im Projekt DigiSep wird untersucht, ob die Diagnostik mit digital gestützten Methoden präziser und zuverlässiger durchgeführt und die Therapie darauf aufbauend optimiert werden kann. Dazu wird eine Blutprobe der Patientin oder des Patienten sequenziert, bioinformatisch analysiert und anschließend mit einer Erregerdatenbank abgeglichen. Die Ergebnisse werden in digitaler Form an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zurückgemeldet und können so unverzüglich in die Therapieplanung mit einbezogen werden. Ein infektiologisches Expertenkonsil, in dem die Befunde und daraus resultierende Therapieentscheidungen gemeinsam besprochen werden können, bietet zusätzliche Unterstützung. 

  • Klinisches Problem Sepsis: Warum ist die frühe Erkennung entscheidend für das Überleben, Univ.-Prof. Dr. med. Hendrik Bracht (Leitender Oberarzt, Stellvertretender Klinikdirektor; Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin)
    Dieser Vortrag bietet einen Überblick über Sepsis – eine lebensbedrohliche Erkrankung, die schnelles Handeln erfordert. Es werden die Grundlagen erklärt: Wie entsteht Sepsis, welche Warnzeichen gibt es, und warum ist eine frühzeitige Diagnose so wichtig? Welche Herausforderungen bestehen in der Diagnostik? Abschließend werden die spezifischen Gegebenheiten in Bielefeld betrachtet und mögliche bzw. etablierte Verbesserungen in der Frühdiagnostik diskutiert.
  • Diagnostische Herausforderung Sepsis: Von der Idee bis zur bioinformatischen Ausgründung und der Zusammenarbeit im Innovationsfondsprojekt DigiSep? Dr. Peter Haug, Noscendo GmbH (Mitgründer, Vorstand Strategie & Geschäftsentwicklung)
    In diesem Vortrag wird die von Noscendo entwickelte Sepsisdiagnostik auf Basis von Next-Generation-Sequencing (NGS) vorgestellt– eine innovative Methode, die unabhängig von kulturellen Nachweisen arbeitet und eine schnelle, umfassende Identifikation von Erregern ermöglicht. Der Vortrag zeigt die Entwicklung des Verfahrens ausgehend von den ersten Versuchen im Forschungsinstitut über die Ausgründung als bioinformatisches Start-Up und die Zusammenarbeit mit Klinken, wissenschaftlichen Instituten und Krankenkassen im Rahmen des DigiSep Projekts.
  • Untersuchungsergebnisse aus gesundheitsökonomischer Sicht, Juliana Schmidt (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement) In diesem Vortrag werden die Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Evaluation des Innovationsfonds-Projekts DigiSep (Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik) aus Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorgestellt. Neben den Kosten einzelner Leistungsbereiche (z.B. ambulant, stationär oder Arzneimittel) und den Gesamtkosten des Projekts, werden Kosteneffekte in Relation zur klinischen Wirksamkeit gesetzt.
  • Next Generation Sequenzierung von Blut-Proben zur Erreger-Idenifikation an der Omics Core Facility NGS (Dr. Tobias Busche (Leitung Omics Core Facility Next-Generation Sequenzierung, Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL & CeBiTec) Die Nutzung der Next-Generation-Sequencing (NGS)-Technologie in der Omics Core Facility NGS (Omics CF NGS) ermöglicht im Rahmen der Forschung eine hochpräzise und umfassende Analyse von Blutproben. Durch die Vor-Ort-Sequenzierung können Erreger schnell und unabhängig von kulturellen Verfahren identifiziert werden, was eine frühzeitige, gezielte Therapieeinleitung unterstützt. An der Omics CF NGS wird das Verfahren im Rahmen der Foschung optimiert, um eine spätere effiziente und zuverlässige Diagnostik direkt in der klinischen Routine zu ermöglichen. Dabei stehen sowohl die Sensitivität des Tests als auch die Integration in bestehende Arbeitsabläufe im Fokus.